Pendeln in Österreich: Geschichte und Gegenwart

Mobilität beschäftigt uns in vielen Lebensbereichen. Ein großer Teil davon ist der Weg in die Arbeit und wieder nach Hause. Jene Menschen, die diese Wege zurücklegen, bezeichnet man als Pendler*innen.

Zu diesem Begriff gibt es unterschiedliche Definitionen. In Deutschland werden Pendler*innen von der Bundesagentur für Arbeit wie folgt definiert: „Pendler sind alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, deren Arbeitsgemeinde sich von der Wohngemeinde unterscheidet.“1 Österreich wiederum definiert Pendler*innen etwas großzügiger. Hier handelt es sich um „Menschen, die einen weiten Weg zum Arbeitsplatz zurücklegen müssen.“2

Pendeln Geschichte

Wie ist das Pendeln in Österreich überhaupt entstanden?

Das Pendeln zum und vom Arbeitsplatz hat eine verhältnismäßig kurze Geschichte. Diese beginnt mit der zunehmenden Industrialisierung im 19.Jahrhundert. Einerseits kam es zu zahlreichen technischen Erfindungen, die es möglich machten, sich schneller fortzubewegen.3 Die Eisenbahn, das Fahrrad, die Straßenbahn und nicht zuletzt das Automobil wurden in dieser Zeit erfunden. Dies ermöglichte die Fortbewegung ohne Pferde und führte zu einer großen Veränderung im Mobilitätsverhalten, was das Pendeln erst ermöglichte.4

Andererseits veränderten sich der Arbeitsmarkt und die Wohnverhältnisse. Vor der Industrialisierung lebten die meisten Menschen in ländlichen Gegenden und haben im landwirtschaftlichen Bereich gearbeitet. Aufgrund der Eröffnung von großen Fabriken zogen viele Menschen in die Städte, was zu einem großen Städtewachstum führte. Die Lebensbedingungen in den Städten waren schlecht, weshalb Siedlungen an deren Rand entstanden. Die Suburbanisierung hat eingesetzt und das Pendeln wurde Teil des Lebens für viele Menschen. Am Anfang wurde die neuen Siedlungen entlang von Eisenbahnen oder Straßenbahnen geplant. Doch mit der Entwicklung und Verbreitung des Automobils rückten diese Verkehrsmittel immer weiter in den Hintergrund. In den 1960er und 1970er Jahren war alles fokussiert auf das Auto. Im Zentrum der Stadtplanung und des Wohnungsbaus stand die Anpassung an moderne Mobilitätsbedürfnisse – an das Auto.

Die Städte wuchsen, wie auch die Zahl an Autos und so auch die Abhängigkeit von ihnen. Bald waren die Straßen überlastet. Die anfängliche Begeisterung vom Auto wurde weniger und die Ölkrise im Jahr 1973 war ein großer Schock für  die westliche Gesellschaft. Die Abhängigkeit des Westens von Öl wurde allen schlagartig bewusst und langsam begann ein Umdenken. Ein Bewusstsein über Ressourcenverbrauch und Umweltverschmutzung begann sich zu entwickeln.5 Doch trotz dieses Umdenkens und dem immer knapper werdenden Platz in den Städten, stieg die Pendler*innenquote weiter an. Und sie tut dies bis heute.

Doch warum steigt die Pendler*innenquote stetig?

Für die steigenden Zahlen gibt es viele Gründe. 10 Gründe können Sie hier finden, jedoch seien ein paar auch hier genannt. Wie beispielsweise die Suburbanisierung. Seit deren Entstehung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, schreitet sie immer weiter voran. Heute sind aber andere Gründe entscheidend für den Umzug an den Stadtrand oder das Umland. Einer davon ist, dass es sich immer weniger Menschen leisten können in der Stadt zu wohnen.6

Weiters können durch die Spezialisierung am Arbeitsmarkt der Wohn- und der Arbeitsort immer weiter auseinander liegen. Will der Wohnort nicht aufgegeben werden, muss gependelt werden.

Dazu kommen unsere gebauten Strukturen, wie beispielsweise Einkaufszentren am Stadtrand. Diese Strukturen waren erst durch das Auto möglich, jetzt verfestigen sie wiederrum die Abhängigkeit davon.7

Aber warum sprechen wir überhaupt übers Pendeln?

Pendeln ist für circa die Hälfte der Österreicher*innen ein Teil des Lebensalltags und es bringt einige Probleme mit sich. Begonnen beim immer knapper werdenden Raum in den Städten. Unsere Städte wachsen konstant und sie sind auch ein großer Anziehungspunkt für Einpendler*innen. Dies führt zu Platznot in den Städten. Aber auch zu Stau – und dieser ist nicht gut für die Nerven. Auch Rücken- und Kopfschmerzen sind bei Pendler*innen öfter zu beobachten.8 Natürlich zählt auch der Umweltaspekt zu den Gründen, warum Mobilität in aller Munde ist. Und nicht zu unterschätzen ist auch der finanzielle Aspekt – vor allem in Zeiten von steigenden Spritpreisen und dem „Klimaticket“.

Und was jetzt? Wie sich das Pendeln in Österreich wandelt.

Seit den 2000er Jahren befinden wir uns in einem Veränderungsprozess der Mobilität, der mit der Industrialisierung gleichzusetzen ist. Die zwei größten Treiber davon sind die Elektromobilität und die Digitalisierung. Obwohl die Elektromobilität am Anfang der Geschichte des Automobils noch eine wichtige Rolle gespielt hat, setzte sich der Verbrennungsmotor doch schnell durch. Mit dem Umdenken in den 90er Jahren wurde wieder an Elektroautos getüftelt und um das Jahr 2010 kamen einige Elektroautos auf den Markt und es werden seitdem immer mehr.9 Doch Elektroautos können nur einen kleinen Teil der Probleme lösen, vor die uns das Pendeln stellt.

Der zweite große Treiber der Veränderung ist die Digitalisierung. Sie macht neue Mobilitätskonzepte, wie die Nutzung von Sharing-Services, möglich oder erlaubt es bereits existierende Ideen, wie Mitfahrbörsen, neu aufleben zu lassen. Die Digitalisierung macht es uns möglich unser Mobilitätsverhalten grundlegend zu verändern. Reisende können Routen einfach planen und Tickets sofort von zu Hause aus kaufen. Sharing-Modelle sind entstanden, die eine effizientere Nutzung von Ressourcen erlauben. Und das Smartphone mit der richtigen App ist dann auch gleich der Autoschlüssel. Angestoßen von der Covid-Pandemie haben sich Home-Office und Videokonferenzen stark verbreitet. Und für jene, die noch immer auf das Auto angewiesen sind? Für diese Personen gibt es eine Vielzahl an Apps zum Mitfahren oder Mitnehmen. Eine dieser Apps hat auch Fluidtime entwickelt, hier gibt es mehr Informationen dazu.

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